Aktiv im Alter – AktivseniorInnen

17. Juli 2018. „Wer rastet, rostet“, heißt’s im Sprichwort. Da besteht bei Gerhard Fleischmann und Hans Reiter keine Gefahr. Die beiden beraten als Mitglieder im Verein „Aktivsenioren Bayern“ Menschen, die sich selbständig machen wollen.

Seit 1984 hat der bayernweit tätige Verein Aktivsenioren als gemeinnützige Organisation rund 30.000 Existenzgründer unterstützt, die rund 350 ehemaligen Unternehmer, Führungskräfte oder Spezialisten setzen ihr breites, berufliches Know-how dazu ein, die Erfolgsaussichten von geplanten Unternehmen zu beurteilen. Denn nur, wenn bei einer Existenzgründung auch Aussicht auf beruflichen Erfolg besteht, stellen die Aktivsenioren eine Tragfähigkeitsbescheinigung aus, Voraussetzung für eine finanzielle Förderung des Unternehmens für sechs Monate durch das Arbeitsamt.

An die 250 Beratungen hat Hans Reiter, der ehemalige Chef der Landsberger Sparkasse, seit seinem Ruhestand vor sechs Jahren bereits durchgeführt. „Es war mir einfach ein Bedürfnis, meine Management-Erfahrung und mein Wissen weiterzugeben“, erläutert der Banker sein Engagement, konnte er doch so schon viele potenzielle Existenzgründer vor einem beruflichen Misserfolg bewahren.

Seit 2006 bereits ist Gerhard Fleischmann, vormals in der Fertigung bei Dornier und EADS beschäftigt, als Mitglied des Vereins aktiv und hat in diesem Zeitraum bei Sprechtagen und Einzelberatungen an die 800 Gründungswillige mit seinem Expertenwissen unterstützt. Als Regionalleiter für die Region Oberbayern Südwest war der Diplomingenieur neben dem Landkreis Landsberg auch für die Landkreise Starnberg, Tölz, Miesbach, Garmisch-Partenkirchen und Weilheim zuständig. „Da haben wir Unternehmensgründer vom Gastronom bis zum Wissenschaftler beraten“. Die Regionalleitung hat der 78-Jährige aber nun abgegeben, ist aber weiter für den Landkreis Landsberg tätig.

Rund 70 Prozent der Existenzgründer werden vom Arbeitsamt an die Aktivsenioren verwiesen. Zudem kommen die Gründer auch über das Landratsamt Landsberg. Dort vergibt Michaela Riedl die Termine für eine Sprechstunde, die alle vier Wochen für die potenziellen Unternehmensgründer im Landratsamt stattfindet. Im Schnitt kommen so etwa vier Interessenten pro Monat zu Gerhard Fleischmann oder Hans Reiter. Allerdings hätten die Anfragen in letzter Zeit deutlich abgenommen. „Wahrscheinlich liegt das an der derzeit guten Beschäftigungslage im Landkreis“, mutmaßt die Landratsamtsmitarbeiterin.

Für die beiden Landsberger Aktivsenioren bietet die ehrenamtliche Arbeit nicht nur die Möglichkeit, mental fit zu bleiben und weiter dazu zu lernen, sondern auch der Gesellschaft etwas dank ihrer beruflichen Erfahrung zurückgeben zu können. „Wir freuen uns immer, wenn wir ein positives Feedback von den Existenzgründern bekommen, selbst wenn wir von einer Gründung abraten mussten“, so die beiden Ruheständler. Denn für die Existenzgründer sei es die Chance, von Experten nur für eine geringe Bearbeitungsgebühr ihr Geschäftskonzept samt Finanzierung realistisch überprüfen zu lassen. Also quasi eine kostenlose Unternehmensberatung.

Ingrid Fackler

Bilder: Sybille Seidl-Cesare