Wie sich pflegende Angehörige vor Überforderung schützen

Aktuell sind in Deutschland etwa 2,9 Millionen Menschen pflegebedürftig. Etwa drei Viertel hiervon (oder ca. 2,08 Millionen Menschen) werden zu Hause versorgt, wobei fast 1,4 Millionen Menschen ausschließlich durch ihre Angehörigen versorgt werden. Die Angehörigen erleben dabei nicht selten eine Doppel- oder gar Dreifachbelastung: Sie sind selbst noch berufstätig, kümmern sich um ihre pflegebedürftigen Eltern oder Schwiegereltern und haben eigene Kinder, die ihre Aufmerksamkeit benötigen.
Die Übernahme der Pflege wird dabei oftmals als Pflicht angesehen und wenn die Zeit immer knapper wird, werden Abstriche bei den eigenen Interessen gemacht oder der Schlaf kommt zu kurz.
Fehlende Erholungsphasen machen sich aber über kurz oder lang bemerkbar. Krankheitsanfälligkeit und -häufigkeit steigen an, man ist unausgeglichen und schnell gereizt. In dieser Situation tut man jedoch weder sich, noch dem pflegebedürftigen Angehörigen einen Gefallen. Daher ist es wichtig, sich selbst nicht aus dem Blick zu verlieren und rechtzeitig Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen.

Unterstützung für pflegende Angehörige
Hier können verschiedene Unterstützungs- und Entlastungsangebote in Anspruch genommen werden. Ein ambulanter Pflegedienst kann beispielsweise bei der Körperpflege, beim Aufstehen und Zubettgehen oder beim An- und Auskleiden unterstützen. Ehrenamtliche Helfer, die in sogenannten Helferkreisen organisiert sind, unterstützen ebenfalls im häuslichen Umfeld. Sie springen beispielsweise dann ein, wenn Sie das Haus für kurze Zeit verlassen möchten, ohne den Pflegebedürftigen alleine zu lassen. Die Helfer betreuen und beschäftigen in dieser Zeit Ihren Angehörigen.
Helferkreise werden oftmals über Wohlfahrtsverbände wie die Caritas oder Arbeiterwohlfahrt organisiert und können bereits für wenig Geld in Anspruch genommen werden.

Tagespflege
Wenn die Betreuung an einigen Tagen nicht sichergestellt werden kann, können auch Tagespflegeeinrichtungen in Anspruch genommen werden. Diese Plätze sind meist an stationäre Einrichtungen angegliedert. Es gibt jedoch auch eigenständige Tagespflegeeinrichtungen, in denen ältere Menschen den Tag miteinander verbringen und gepflegt, betreut und gefördert werden. Das Betreuungs- und Aktivierungsprogramm ist dabei meist auf Menschen mit Demenz abgestimmt.
Erkundigen Sie sich am besten bei Einrichtungen in Ihrer Nähe nach dem konkreten Angebot.

Kurzzeitpflege
Wenn eine längere Auszeit notwendig ist, kann auch eine Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden. Der Pflegebedürftige wird hierbei für eine begrenzte Zeit in einer Pflegeeinrichtung versorgt. Die Pflege und Betreuung wird in dieser Zeit vom Pflegepersonal übernommen. Zusätzlich kann auch die sogenannte Verhinderungspflege in Anspruch helfen, die sowohl im eigenen Haus oder auch in stationären Einrichtungen in Anspruch genommen werden kann. Sowohl bei der Kurzzeit- als auch bei der Verhinderungspflege kann es schwierig sein, kurzfristig einen Platz zu bekommen.
Fragen Sie besser frühzeitig bei ambulanten Pflegediensten und Pflegeheimen an, um sich zu erkundigen. Darüber hinaus stehen Angehörigen- und Betreuungsgruppen zur Verfügung.

Haushaltshilfen
Auch die Unterstützung im Haushalt kann teilweise durch die Pflegekasse finanziert werden, um den pflegenden Angehörigen zu entlasten. Für pflegende Angehörige ist es daher wichtig, sich rechtzeitig über die möglichen Angebote zu informieren und diese in Anspruch zu nehmen, bevor es zu Überforderung kommt. Als Ansprechpartner stehen die Pflegekasse des Pflegebedürftigen, ambulante Pflegedienste und Pflegeheime sowie Fachstellen für pflegende Angehörige zur Verfügung.
Nutzen Sie die Möglichkeit und lassen Sie sich rechtzeitig ausführlich beraten. Weitere Informationen erhalten Sie auch über den „Pflegeleistungs-Helfer“ des Bundesgesundheitsministeriums.